Rauhnächte - die zwölf Nächte nach Weihnachten

Als Rauhnächte oder Zwölften bezeichnet man die Nächte zwischen dem 25. Dezember und dem 6. Januar. Es sind also die 6 letzten Nächte des alten Jahres und die 6 ersten Nächte des neuen Jahres. In dieser Zeit, so glaubte man, stehe das Geisterreich offen und die Seelen der Verstorbenen haben Ausgang. Die Dämonen können allerlei Unfug anstellen und Umzüge veranstalten. Durch die Lüfte braust die Wilde Jagd, geführt vom Wilden Jäger, dem Wode oder Wotan und dringt in die Häuser ein, wenn Türen und Fenster nicht gut verschlossen sind.


Die Rauhnächte wurden als Lostage gesehen und standen sinnbildlich für das Wetter der kommenden 12 Monate, wobei jeder Tag für einen Monat steht. Dem Sonnenschein wurde an diesen Tagen orakelhafte Bedeutung zugeschrieben:



Sonnenschein bedeutet am

  1. Lostag (26.12.): Es wird ein glückliches, neues Jahr werden.
  2. Lostag (27.12.): Preiserhöhungen stehen an.
  3. Lostag (28.12.): Streitigkeiten kommen auf.
  4. Lostag (29.12.): Fieberträume werden plagen.
  5. Lostag (30.12.): Es wird eine gute Obsternte.
  6. Lostag (31.12.): Auch alle anderen Früchte gedeihen prächtig.
  7. Lostag (01.01.): Die Viehweiden tragen saftige Kräuter.
  8. Lostag (02.01.): Fische und Vögel sind zahlreich.
  9. Lostag (03.01.): Gute Kaufmannsgeschäfte stehen ins Haus.
  10. Lostag (04.01.): Unwetter kommen.
  11. Lostag (05.01.): Nebeltage treten vermehrt auf.
  12. Lostag (06.01.): Zwist und Hader kommt auf.

Weiterhin glaubte man, dass alles, was man in den Zwölften träumt, in dem Monat des kommenden Jahres, der dem jeweiligen Tag der Rauhnächte entspricht, in Erfüllung geht. Aus diesem Grund wurde es auch empfohlen, sich die Träume, die sich einem in diesen zwölf Nächten offenbarten, genau zu notieren.
Das Wort ist entstanden durch das Ausräuchern eines Hauses mit Weihrauch und Beifuss. Man räucherte vor allem deshalb in den zwölf Nächten, um Teufel und Dämonen zu vertreiben, die um diese Zeit ihr Unwesen trieben und Haus und Hof einnehmen wollten.

Die Schutzpatronin dieser Tage ist Frau Holle, die wahrscheinlich mit der germanischen Frigg gleichzusetzen ist. Sie mag es überhaupt nicht, wenn jemand faul herumsitzt und nichts tut. Doch in diesen 11 Tagen und 12 Nächten möchte sie, dass der Mensch sich ausruht und sich auf sein inneres Wesen besinnt. Sie achtet sehr streng darauf, dass jeder nach seiner Bestimmung lebt und sich entwickelt. Aus diesem Grund sollte man peinlichst genau darauf achten in diesen Tagen in seiner Wohnung und an sich selbst alles sauber und rein zu halten. Man sollte eine Art Rückschau auf das vergangene Jahr halten und sich auf das kommende Jahr vorbereiten und sich gute Vorsätze machen.
Die Arbeiten sollten bis zum Ende der Rauhnächte ruhen. Auch sollte man keine Wäsche über Nacht hängen lassen, da Krankheiten in die Wäschestücke gehen und sich auf den Menschen übertragen konnten. Man sollte nicht verreisen, nicht fegen, nicht schwer arbeiten, nicht backen. Kein Rad oder Spindel sollte sich drehen. Alle diese Dinge sollten am Vortag der Wintersonnwende erledigt sein.

 

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