Waldbingelkraut (Mercurialis perennis)
Weitere Namen:
Ausdauerndes Bingelkraut, Büngelkraut, Godeskraut, Hundskohl, Kuhkraut, Pinkelkraut, Ruhkraut, Ruhrkraut, Schärtelgras, Schweisskraut, Speckmelde, Stinkerich, Wildhanf, Wintergrün, Waldmanna, Wodanskraut
Bezeichnungen in anderen Sprachen:
Englisch: dog's mercury
Französisch: mercuriale
Wirkung:
Harntreibend, purgierend, wassertreibend, abführend, schleimlösend, entzündungshemmend
Anwendung:
Das Bingelkraut wurde schon vor tausenden von Jahren als medizinisches Kraut verwendet. Es wurde vor allem bei
Menstruationsbeschwerden und Frauenleiden. Im Mittelalter wurde die Pflanze bei Verdauungsbeschwerden,
Verschleimungen und melancholischen Gemütszuständen verwendet.
In der Homöopathie ist das Bingelkraut als kleines Mittel bekannt und hat sich bei Schneeblindheit bewährt. Bei
Pollenallergie ist es ein Akutmittel. Es wird ausserdem bei rheumatischen Beschwerden eingesetzt.
Die frische Pflanze hat einen starken unangenehmen Geruch und verlockt nicht zum Verzehr. Die Pflanze sollte nur in
getrocknetem Zustand verwendet werden.
Vorsicht: Wegen der Giftigkeit der Pflanze wird von einer Eigenmedikation, zumindest bei Tieren,
abgeraten.
Allgemeines:
Der griechische Gattungsname Mercurialis ist auf den Gott Merkur zurückzuführen. Im Mittelmeerraum wurde
das Kraut dem Gott Merkur gewidmet, perennis heisst ausdauernd.
Meine Mutter hasste das Bingelkraut. Es breitete sich von zwei Seiten aus den benachbarten Gärten, die relativ
ungepflegt waren, auf ihren Garten aus und war sehr hartnäckig. Sie war häufig an den jeweiligen Grenzen am
Ausreissen der Pflanzen, hatte jedoch das Gefühl, dass es eine Sisyphos-Arbeit war. Bingelkraut breitet sich auch
gerne explosionsartig aus, kann doch jede weibliche Pflanze bis zu 2000 Samen erzeugen.
In der Magie ist das Bingelkraut bekannt als narkotisierender Bestandteil von Hexensalben.
Der Inhaltsstoff Hermidin wird je nach dem, wie die Pflanze bearbeitet wird in einen roten, blauen oder braunen
Farbstoff umgewandelt. Bei der Ausscheidung über den Urin entsteht eine Rotfärbung, beim Trocknen wiederum wird die
Pflanze tiefblau, aufgrund dessen die Pflanze früher mit dem Indigo gleichgesetzt wurde.
Dioskurides soll die Einnahme der Pflanze in Form von Tee empfohlen haben, um das Geschlecht des ungeborenen Kindes
zu bestimmen. Die weibliche Pflanze sollte ein Mädchen geben, die männliche Pflanze einen Jungen.
Wirkstoffe:
Saponine, Trimethylamin, Methylamin, Bitterstoffe, ätherische Öle, Hermidin, Schleimstoffe, Gerbsäure, Glykoside
Familie:
Gehört zu den Wolfsmilchgewächsen wie der Christusdorn und die Zypressenwolfsmilch
Botanik:
Das Bingelkraut wird 20 bis 40cm hoch. Es hat einen kahlen Stängel, der nach oben hin verzweigt ist. Die Blätter
sind lanzettlich mit gesägtem Rand.
Die Blüten sind unscheinbar und grünlich oder gelblich. Männliche und weibliche Blüten stehen auf verschiedenen
Pflanzen (zweihäusig). Die männlichen Blüten stehen in Scheinähren und sind gelblich, die grünen weiblichen Blüten
wachsen in kleinen Gruppen in den Blattachseln. Die weiblichen Blüten entwickeln runde Fruchtkapseln mit jeweils
zwei 3mm breiten Samen. Der Wurzelstock des Bingelkrautes ist vielverzweigt, wodurch das Kraut auch grossflächig
auftritt.
Obwohl das Bingelkraut zu den Wolfsmilchgewächsen gehört, hat es keinen Milchsaft.
Astrologie:
Merkur, Uranus
Artikel in GartenWeden (eine online-Zeitschrift)