Kuhmilch - Nutzen oder Schaden für die Menschheit
© Marie-Luise Stettler, 2001
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8.1. Lactose:
Die häufigste Form der Milchunverträglichkeit ist die Lactose-Intoleranz. Der in der Kuhmilch vorkommende Zucker wird Lactose oder Milchzucker genannt. Um diesen Zucker verdauen zu können benötigt der Mensch das Enzym Lactase. Den meisten Menschen fehlt dieses Enzym. Dies hat zur Folge, dass die Lactose nicht verdaut werden kann, sondern im Dickdarm anaerob gärt, also ohne Beteiligung von Sauerstoff, und mit Wasser aufquillt, was starke Beschwerden nach sich zieht wie Darmkoliken, Blähungen, Durchfall.
Geht man auf die Evolutionsgeschichte zurück, so hat der Mensch ursprünglich keine
Lactase im Darm produziert. Er brauchte jedoch auch keine Milch zu verdauen,
da sie nicht auf dem Speiseplan der Menschen stand. Dies hat auch einen guten
Grund, denn normalerweise verträgt kein Säugetier im Erwachsenenalter noch Milch.
Erst durch die Einführung der Viehzucht wurde der Genuss von Milch ein Thema.
Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass nahezu alle Afrikaner und auch andere
Völker keine Lactase produzieren, also auch eine Lactose-Intoleranz besitzen.
In der japanischen Bevölkerung war Multiple Sklerose z.B. völlig unbekannt und
die Zivilisationskrankheiten haben in Asien erst Einzug gehalten, nachdem
diese Kulturen immer mehr westliche Ernährungsgewohnheiten angenommen haben.
Wie läuft jetzt aber die Verdauung der Lactose ab?
Wenn ein Mensch mit einer Lactase-Aktivität Milchzucker zu sich nimmt, so findet im
Dünndarm eine Fermentierung statt, also eine chemische Reaktion, die unter Einfluss von
Enzymen abläuft. Die Lactose wird dabei von der Lactase in ihre Bestandteile Glucose
und Galactose aufgespalten. Diese Einfachzucker können aufgrund ihrer geringen
Grösse die Darmwand passieren und stehen so dem Stoffwechsel zur Verfügung.
Bei einer fehlenden Lactase-Aktivität respektive einer Unterversorgung an Lactase
gelangen die Milchzuckermoleküle unverändert in den Dickdarm und werden dort
anaerob vergoren. Die Produkte dieses Gärvorgangs sind Fettsäuren wie Milchsäure
und Essigsäure, sowie Kohlendioxid, Methan und Wasserstoff.
Die Folgen davon sind:
- Anregung der Darmperistaltik durch die im Dickdarm gebildeten organischen Säuren und eine höhere Anfälligkeit für Durchfall.
- Durch die Eigenschaft des Milchzuckers, bis zu dem 15-fachen seines Eigengewichts an Wasser zu binden, entsteht im Darm ein osmotischer Druck, der von aussen mit Wasser und Natrium wieder ausgeglichen werden muss. Das Volumen des Dickdarms kann sich bis zum 5-fachen erhöhen. Es handelt sich hierbei um eine "osmotisch bedingte Volumenbelastung" des Dickdarms, die abführend wirkt.
- Die Zersetzungsprodukte Kohlendioxid, Methan und Wasserstoff sammeln sich im Dickdarm und verursachen zum Teil Blähungen. Es kann aber auch passieren, dass diese Gase für längere Zeit in der Darmschleife bleiben, wodurch es zu einem Blähbauch kommt. Ein Teil dieser Gase diffundiert durch die Darmwand und wird in die Blutbahn abgegeben. Dadurch kann es zu Vergiftungserscheinungen des Gesamtorganismus kommen, die sich unter anderem als Schwindelgefühl bemerkbar machen.
8.1.1. Entstehung der Symptome:
Milchzucker wird aufgrund von fehlender Lactase im Dünndarm nicht aufgespalten und gelangt unverändert in den Dickdarm | ||
Höhere Anfälligkeit für Durchfall durch entstehende Fettsäuren | Erhöhung des osmotischen Drucks. Das einströmende Wasser führt zu einer Vervielfachung des Darmvolumens | Die Zersetzungsgase des Milchzuckers gelangen in den Blutkreislauf. Der Rest verursacht starke Blähungen. |
Gesundheitliche Beeinträchtigungen, speziell der Verdauung, durch zahlreiche Symptome |
Die Fähigkeit, Milchzucker zu verdauen, nimmt bei fast allen Menschen ab dem fünften Lebensjahr ab. Es soll sogar eine wissenschaftlich nachgewiesene Verbindung von Milchkonsum und Grauem Star existieren.
Im Falle einer Lactose-Intoleranz muss selten komplett auf Milchzucker verzichtet werden. Die Milchindustrie benützt diesen Umstand, um die Empfehlung herauszugeben, auf Sauermilchprodukte und Käse auszuweichen, die weniger Beschwerden verursachen sollen. Es wird geraten, die tolerierten Mengen durch langsames Steigern der Portionengrössen herauszufinden. Generell wird empfohlen, sich durch Ausprobieren Klarheit zu verschaffen über die gut tolerierte Menge der einzelnen Produkte.
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